Im Zuge der Konzeption unseres Walkinars zur Bewältigung der Lockdown-Herausforderungen, setzten wir uns intensiv mit der Frage auseinander, welche Auswirkungen die erneut sozial distanzierten Lebensumstände wohl tatsächlich auf die menschliche Psyche haben würden.

Können wir es uns bereits erlauben, fundierte Aussagen darüber zu treffen, inwiefern eine Korrelation zwischen den Lockdown-Maßnahmen und etwa Angst oder Depression besteht?

Die aktuelle Forschung zu den psychischen Folgen der COVID-19-Pandemie ist unübersichtlich aufgrund einer Publikationsflut.

[1]

Wie das obige Zitat zeigt, müssen Urteile mit Obacht gefällt und reflektiert bewertet werden. Dennoch ergaben unsere Recherchen, dass sich eine deutliche Tendenz abzeichnet, die kurzfristige Beeinträchtigungen psychischer Gesundheit als Reaktion auf die Belastungen in Zeiten des Lockdowns durchaus attestiert. So fahren Steffi Riedel-Heller und Jens Bohlken in ihrem Bericht über „Psychische Folgen für Bevölkerung und medizinisches Personal“ erläuternd fort, dass „gleichwohl 17 Studien Angstsymptomatik und 14 Studien Depressivität erfassen [konnten] und die Autoren zusammenfassend [berichten], dass ungefähr ein Drittel der Bevölkerung depressive und ängstliche Symptome angaben“[2]

Auch die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführte COSPY-Studie bestätigt, dass anstatt zuvor 25% der Probanden nun 71% eine starke psychische Belastung konstatieren.[3]

Hilflosigkeit und Stigmatisierung seien zudem bereits im Zusammenhang mit früheren Pandemien – so etwa bei SARS, Ebola oder H1N1 – nachgewiesen worden und auch heutzutage könne erneut eine Zunahme von Depressionen, Wut, Angst, Stress[4] sowie ein Gefühl von Kontrollverlust bezüglich der Zukunft, der Finanzen, der Arbeit und der psychischen Gesundheit[5] beobachtet werden.

Welche Implikationen haben diese Studienergebnisse auf die Konzeption unseres Walkinars?

Basierend auf diesen Erkenntnissen fokussiert das Walkinar die Herausforderungen jedes einzelnen Teilnehmenden, die sich aus der mit dem Lockdown einhergehenden Unsicherheit ergeben und kompensiert dabei den Verlust protektiver Faktoren wie dem physischen Kontakt zum sozialen Umfeld oder der persönlich sowie beruflich gesicherten Zukunft. Will heißen: Wir regen zunächst auf der individuellen Wanderung zur Reflexion über die eigenen Unbehaglichkeit im Home-Office, Online-Studium oder der sozialen Isolation an, um Gefühle wie Unsicherheit, Angst, Einsamkeit oder Ohnmacht greifbar zu machen. Im Online-Seminar nutzen wir dann die neugewonnene Klarheit, um in Kleingruppen gemeinsam Hypothesen zu Blockaden und Herausforderungen im derzeitigen Lockdown-Alltag der Teilnehmenden zu bilden, aus denen wir anschließend jeweils eine individuelle 7-Tages-Challenge zur Integration nachhaltig bereichernder Gegenimpulse und Übungen in den Alltag entwickeln. (Der genaue Seminarfahrplan befindet sich am Ende des Artikels)

Wieso aber das Wandern?

Getreu unseres integralen Ansatzes setzen wir auch beim Walkinar auf die Kombination von Bewegung und Coaching. Da die Umsetzung einer gemeinschaftlichen Wanderung derzeit jedoch nicht möglich ist – auch wir müssen augenscheinlich auf die Herausforderungen dieser Zeit reagieren -, entwickelten wir alternativ ein hybrides Seminar-Format, dass es uns erlaubt, unserer ganzheitlichen Vision trotz der Restriktionen zu folgen: Denn nachgewiesener Maßen kommt zu den bereits beschriebenen psychischen Belastungen die Einschränkung sportlicher Aktivitäten durch den Lockdown belastend hinzu, die sich beeinträchtigend auf den menschlichen Organismus sowie auf seine Psyche auswirkt. An dieser Stelle wurden wir besonders hellhörig, denn wer sich bereits mit dem mindsight-Konzept auseinandergesetzt hat, weiß, dass sich unsere integralen Formate gerade der bereichernden Effekte von Bewegung bedienen. Wir nutzen bewusst die dabei aktivierten physischen, psychischen und kognitiven Ressourcen, um den Veränderungs- und Entwicklungsprozess unserer Klienten zu unterstützen. Aus diesem Grund erscheint uns das Konzept des Walkinars, welches Coaching und Wandern trotz Distanz synthetisiert als optimal dafür geeignet, den Teilnehmenden erneut Zugang zu besagten Energiequellen zu ermöglichen und diese unmittelbar für den Erfolg des Seminars nutzbar zu machen.

Dabei folgen wir dem Postulat Gäbels und Krögers, die bestätigen:

[Es] ist [..] wichtig, nicht nur für die physische Gesundheit, sondern auch für die mentale, dass trotz der Maßnahmen eine ausreichende körperliche Aktivität aufrechterhalten wird.

[6]

und unterstützen Steffi Riedel-Heller und Dirk Richter in ihrem Plädoyer,#

Die psychische Gesundheit [müsse] ein zentrales Element im Pandemiemanagement sein.

[7]

Wir hoffen, mit dem Walkinar selbst einen Teil zur Prävention vor noch nicht absehbaren langfristigen psychischen Folgen der Krise beitragen zu können, den Teilnehmenden ein abwechslungsreiches Seminar-Erlebnis bieten und neue Perspektiven eröffnen zu können.


[1] Steffi Riedel-Heller / Jens Bohlken (11/2020): Psychische Folgen für Bevölkerung und medizinisches Personal. URL:  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7652038/ [Stand: 15.11.2020].

[2] ebd.

[3] Vgl. Christa Roth-Sackenheim / Christian Vogel (11/2020): Nehmen psychische Erkrankungen durch die COVID-19-Pandemie zu? URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7652050/ [Stand: 15.11.2020].

[4] vgl. Mattioli / Sciomer / Cocchi  / Maffei / Gallina (2020): Quarantine during COVID-19 outbreak: Changes in diet and physical activity increase the risk of cardiovascular disease. Nutr Metab Cardiovasc Dis 30(9):1409–1417. In: G. Gäbel / K. Kröger (9/2020): Risiken der „Stay-at-home“-Politik im Rahmen der COVID-19-Pandemie. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s00772-020-00697-2 [Stand: 15.11.2020]

[5] Vgl. Friederike Klein (8/2020): Psychische Gesundheit während des Lockdowns. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s15005-020-1433-z [Stand: 15.11.2020]

[6] G. Gäbel / K. Kröger (9/2020): Risiken der „Stay-at-home“-Politik im Rahmen der COVID-19-Pandemie. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s00772-020-00697-2 [Stand: 15.11.2020]

[7] Steffi Riedel-Heller / Dirk Richter (11/2020): COVID-19 Pandemic and Mental Health of the General Public: Is there a Tsunami of Mental Disorders? URL: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1290-3469 [Stand: 15.11.2020]


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert